"Singe wem Gesang gegeben"
Geschichte(n) des NAVIGARE Shantychores
Am Anfang gab es immer wieder – nicht selten zu vorgerückter Stunde und in weinseeliger Laune – die melancholische Frage: „Woll´n wir nicht mal was singen?“ Daran anschließende Versuche versandeten einigermaßen regelmäßig, spätestens mit Beginn einer zweiten Strophe, zum einen mangels Gesangbuchfestigkeit, zum anderen wegen doch unüberhörbarer Dissonanzen.
Beherzt sollte diesen Zuständen ein Ende gesetzt werden. Heinrich Josef Jentjens, genannt Jupp, lud alle die im Verdacht standen, ein Liedchen anzustimmen zu können und sich auch nicht ernsthaft gegen den Versuch wehrten, zu einer geselligen ersten Sangesprobe in eines seiner Glashäuser ein. Die Ausrede, „Ich kann eigentlich nicht singen.“, zog nicht.
Und der Liederabend fand tatsächlich statt, bei Kerzenschein, Wein und Bier und rustikalen Leckereien. Dazu gab es ein allererstes Liederbuch in Form einer von Jupp höchstselbst fotokopierten Noten- und Textsammlung, gewissermaßen aus Pfadfinderzeiten; Shantys waren auch dabei.
Die ersten angestimmten Strophen machten mutig. Im Laufe des Abends stellte sich, erst ein wenig zögerlich, dann aber unverkennbar, so etwas wie Begeisterung ein. Der NAVIGARE Shantychor war geboren. Dem Unterzeichner wurde die Rolle des Chorleiters zugewiesen. Halb zogen sie (die übrigen Choranwärter) ihn, halb sank er hin, auf den Stuhl desselben.
Das ereignete sich im Herbst, anno Domini 2001. Und dann entwickelte sich regelmäßiges musikalisches Treiben in Sachen Shanty. Mit voller Unterstützung musikalisch engagierter Mitglieder der Seglergemeinschaft NAVIGARE und persönlichem Einsatz des Commodore Wolfgang Haas, des Nautical Leader Jupp Jentjens, des Treasurer Klaus-Peter-Heidbreder und last but not least des Secretary Rolf Claßen, der auch das sehr schöne Liederbuch des NAVIGARE Shantychors kreierte.
Fortan waren Auftritte des NAVIGARE Shantychors fester Programmpunkt einer jeden NAVIGARE Gala. Aus gut unterrichteten Kreisen war nach solchem Ereignis jeweils – auch mit gebührendem zeitlichen Abstand noch – zu vernehmen, dass die engagierten Darbietungen erstklassig angekommen waren.
Im Herbst 2002 konnte ein Guitarrenspieler, Ralf Schertes aus Krefeld, für die instrumentale Begleitung des NAVIGARE Shantychors engagiert werden. Das machte sich ganz prima. Und anlässlich der Einladung von Rolf Claßen zu seinem 60 jährigen Geburtstag am 1. August 2003 war der Auftritt des NAVIGARE Shantychors mit Guitarrenbegleitung sozusagen einer der Höhepunkte des Festtagsprogramms.
Warum der recht eigene Guitarrenspieler anschließend das Handtuch warf und für den NAVIGARE Shantychor nicht mehr zu Verfügung stand, bleibt sein Geheimnis.
Shantys zur Guitarre, das war schon eine feine Sache. Akkordeon und Shantysongs, das hätte doch eigentlich den wahren Genuss bringen müssen. So gedacht, so getan. Die Suche nach einem fähigen – und NAVIGARE geneigten – Akkordeonspieler gestaltete sich nicht so einfach. Aber es kam dann richtig gut. Jakob Beckers aus St. Tönis wurde entdeckt, zeigte sich vorsichtig angetan, ließ den NAVIGARE Shantychor zum Probesingen antreten und sagte dann zu, ihn fortan – sofern er, der Chor, weiterhin auch Laune und Leistung zeigte – zu begleiten. Und alles wurde um eine Liga besser. Nicht zuletzt, weil Jakob dem Chor auch ganz grundlegend musikalische Akzente setzte, ihm sozusagen die Flötentöne beibrachte.
Das geschah in 2004. Die Fähigkeiten des Unternehmens NAVIGARE Shantychor verbesserten sich deutlich hörbar.
In der Tat, es erwies sich einmal mehr, Shanty und Akkordeon, Akkordeon und Shanty, das ist die wahre Symbiose. Der Klang von Jakobs Akkordeon trug die Shantychorproben von mal zu mal und machte Auftritte des NAVIGARE Shantychors zu Erlebnissen.
Das konnte der interessierten Öffentlichkeit natürlich nicht verborgen bleiben, zumal in Zeitungsartikeln über die Seglergemeinschaft NAVIGARE auch von ihrem Shantychor die Rede war.
Alsbald flatterte die Einladung des honorigen Wandervereins VLN Krefeld zu einem Auftritt anlässlich seines traditionellen Sommerfestes, nunmehr im Spätsommer 2005, ins Haus. „No risk no fun“, dem Motto der Seglergemeinschaft NAVIGARE getreu, stellte sich sein Shantychor der Herausforderung dieses jetzt aber besonders öffentlichen Auftritts. Mit anfänglich einigem Lampenfieber, dann aber bemerkenswertem Engagement wurde ein „kleines maritimes Konzert“ vorgetragen. Eine durchaus respektable musikalische Leistung, die ein ungefähr hundertköpfiges Publikum begeistert feierte. Es wurde mitgesungen, geschunkelt und reichlich applaudiert.
Krefeld, im April 2007
Dr. Günther Porst



